Gemeinsam Stärke Entwickeln
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«Meine Gedanken und Gefühle waren niederdrückend. Es gab viel zu verarbeiten, bei all dem, was um mich herum passiert ist», sagt Samira, 26, Teilnehmerin an der Sitzung.
Siedlungen im Norden der Bekaa-Ebene waren während der gewaltsamen Eskalation im Libanon besonders von Luftschlägen betroffen. Viele der Ortschaften sind abgeschieden und dicht besiedelt. Die Schäden an der Infrastruktur waren immens und viele der ansässigen Menschen mussten vor den Luftangriffen aus ihren Häusern und Wohnungen fliehen. Sie sind schwer traumatisiert und leiden unter Stress, Unruhe und Angstzuständen. Viele haben geliebte Menschen, ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren und können ihren Alltag nur mit Mühe bewältigen. Die beschädigten und zerstörten Gebäude sind eine stetige Erinnerung an das Erlebte.
Für Teilnehmende der Selbsthilfegruppen bietet die Begegnung mit anderen Betroffenen die Gelegenheit, sich über das Erlebte auszutauschen, einander zuzuhören und mitzufühlen. Sie hören von den Erfahrungen anderer und merken, dass sie nicht allein sind, wie schwer die Umstände auch sein mögen.
Die von Medair angeleiteten Selbsthilfegruppen richten sich an verwundbare Libanesinnen und Libanesen, sowie Geflüchtete aus Syrien und andere, die von der fortlaufenden Krise betroffen sind. Dabei soll ein Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt werden und den Teilnehmenden mögliche positive Bewältigungsmechanismen aufgezeigt werden.
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Diese Sitzung wurde für die libanesische Bevölkerung und in einer öffentlichen Bibliothek im Stadtzentrum von an-Nabi Schaith durchgeführt. Die Fenster der Bücherei sind während der Bormbardierungen zerborsten und eine lebendige Erinnerung an die Ereignisse. Nach Eröffnung der Sitzung begann ein lebhafter Austausch zwischen den Teilnehmenden. Im sicheren Rahmen berichteten sie einander über ihre jeweiligen Erlebnisse und fanden Trost. Auch ermutigende Geschichten wurden geteilt, die von Familienzusammenhalt sprachen und wie Menschen sich während dieser Zeit gegenseitig geholfen hatten. Begleitet wurden die Sitzungen von Freiwilligen aus der betroffenen Gemeinschaft.
«In Konfliktsituationen kann das Gefühl der Ohnmacht, der Angst, des Verlusts und der Unsicherheit die Psyche schwer belasten. Meine Gedanken und Gefühle waren niederdrückend. Bei all dem, was um mich herum passiert ist, gab es viel zu verarbeiten. Mir ist klar geworden, dass ich einen Weg finden muss, um mit diesen Emotionen fertig zu werden», erklärt Nour, eine 26-jährige Libanesin.
Gesunde Bewältigungsmechanismen sind nicht nur wichtig, sondern grundlegend. Sie helfen Betroffenen, wieder ein Gefühl der Kontrolle über ihr eigenes Leben zu bekommen, neue Kraft zu schöpfen und auch in der schwersten Not einen ersten Schritt in Richtung innerer Heilung zu gehen. Die Sitzungen sollen das Selbstvertrauen stärken, Zuversicht geben und den Boden für nachhaltige Veränderungen bereiten. Positive Veränderungen in einer Zeit der Unsicherheit und Herausforderungen.
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Zum Abschluss der Sitzung werden die Teilnehmenden gebeten, einen Moment innzuhalten und die Augen zu schliessen. Mit sanfter, ruhiger Stimme leiten die Freiwilligen Teilnehmende zu Atemübungen an, damit sie innerlich ruhig werden. Durch Aktivitäten wie diese stärkt Medair Gemeinschaften und rüstet sie mit dem notwendigen Werkzeug aus, um ihr Wohlbefinden über die Sitzungen hinaus zu stärken.
Die Arbeit von Medair im Libanon wird finanziert durch Radiohjälpen, LM International, das deutsche Auswärtige Amt, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), den Lebanon Humanitarian Fund (LHF), die, die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) (mittel Interaction-CH), Glückskette sowie grosszügige Einzelspenderinnen und Spender. .
Die Inhalte wurden durch Mitarbeitende von Medair vor Ort und im internationalen hauptsitzt verfasst. Die darin vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Organisationen übertragbar.