5 Min. Lesedauer

Not in Hoffnung wandeln

December 12, 2025
von Medair
Jordanien
Wie Bargeldhilfe einer jordanischen Familie half, ihr Leben wieder aufzubauen.

In dem schmalen Flur eines heruntergekommenen Wohnblocks im Norden Jordaniens begrüsste uns Nuha mit sanfter Stimme. In ihren Augen spiegelten sich Wärme und Müdigkeit gleichzeitig.

Nuha und ihr Mann haben fünf Kinder. Sie leben in einer engen Kellerwohnung. Im Jahr 2013 sind sie vor dem Konflikt in Syrien geflohen. Sie suchten Sicherheit, aber wie Tausende Geflüchteter in Jordanien, ist die Zeit seither von Entbehrungen geprägt.

Nach ihrer Ankunft wohnte die Familie zunächst in einem Flüchtlingslager. Doch die prekären Bedingungen dort beeinträchtigten schnell ihre Gesundheit. Eine von Nuhas Töchtern bekam eine schwere Allergie. Die Familie sah sich gezwungen, das Lager zu verlassen.

Das Leben ausserhalb des Lagers brachte neue Schwierigkeiten mit sich. Ohne Unterstützung beim Antrag auf Arbeitserlaubnis für ihren Mann und ohne stabiles Einkommen verschuldete sich Nuhas siebenköpfige Familie schwer. Oft konnten sie nicht ihre ihre Miete oder auch nur das Nötigste zum Leben, wie bspw. Lebensmittel, bezahlen.

«Die meiste Zeit konnte ich mir kein Essen leisten, und meine Kinder hatten den ganzen Tag Hunger», so Nuha.

Nuha © Medair

Ihre Kinder gingen nicht mehr zur Schule, weil es kein Geld mehr gab. Unterernährung und Stress haben die die Gesundheit der ganzen Familie belastet. Nuha leidet an einer Schilddrüsenerkrankung, ihr Sohn hat einen schweren Vitamin-D-Mangel, der seine Knochen angreift und Nahrungsergänzungsmittel erfordert, und ihre Tochter kämpft mit einer schweren Laktoseintoleranz.

Jeder Tag fühlte sich an wie ein Kampf ums Überleben. Gelegentlich verdiente ihr Mann ein paar Rappen, indem er als Handlanger Nachbarn bei kleinen Arbeiten half, aber das war nie genug.

«Wir konnten es uns nicht leisten, Brot zu kaufen», sagt Nuha.

Eine Partnerorganisation von Medair, Forearms of Change Community Center (FOCCEC), erfuhr von ihrer Situation. Sie unterstützen die Familie sechs Monate lang mit Bargeldhilfe. Damit konnten sie einen Teil der Miete bezahlen, Lernmittel kaufen und ihre Kinder wieder zur Schule schicken. Zum ersten Mal seit Jahren konnte sich Nuha Eier leisten, um den Kalziummangel ihrer Tochter auszugleichen.

«Ich habe einen Teil der Unterstützung verwendet, um Lebensmittel für meine Kinder zu kaufen. Endlich sagen mir meine Kinder nicht mehr, dass sie Hunger haben », sagte Nuha erleichtert.

Auch andere Türen öffneten sich. Nuha hatte zuvor eine Schulung erhalten, wie man Schmuck herstellt, aber ihr fehlte das Material, um anzufangen. Mit Hilfe von FOCCEC hatte sie genug, um ein kleines Geschäft zu eröffnen.

«Nachdem ich Unterstützung erhalten hatte, konnte ich endlich ein Geschäft öffnen. Jetzt kann ich mir wenigstens Brot leisten», sagte sie.

Nadeen von FOCCEC-Partner Nuha © Medair

Als Teil der Hilfe erhielt die Familie auch psychosoziale Unterstützung. Das half ihnen, den jahrelangen Stress und das Trauma zu verarbeiten. Heute fühlt sich Nuha stärker, und ihre Kinder gehen wieder zur Schule - gesünder, mit mehr Freude und voller Hoffnung.

Nuha muss nicht mehr zwischen Miete und Essen oder zwischen Gesundheit und Bildung wählen.

Dieser Artikel wurde durch Mitarbeitende von Medair vor Ort und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die darin vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Organisationen übertragbar

December 12, 2025
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