Ein Trost in schwierigen Umständen
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«Der Gedanke, dass sie nicht genug zu essen haben, hält mich nachts wach», sagt Khaled.
Khaled, ein 47-jähriger syrischer Geflüchteter und zweifacher Familienvater, wird jeden Morgen von den Geräuschen seiner vierjährigen Tochter Maya wach. Im schummrigen Licht ihrer Wohnung – eine einstige Garage – versucht er auszumachen, wo sie sich gerade befindet.
Vor Jahren, in seiner Heimatstadt in der Nähe von Damaskus, war Khaled ein anderer Mensch – ein «einfacher Mensch», wie er zu sagen pflegt. Er war gesund, arbeitete hart, versorgte seine Familie und lebte glücklich in der Gegenwart. Sein Glück verblasste schnell, als der Konflikt in Syrien begann und alles für ihn und seine Familie veränderte. Kurz vor seiner Flucht in den Libanon wurde Khaled von einem Sprengkörper am Bein getroffen. Seither ist er zum Laufen auf Krücken angewiesen, denn bis heute ist die Beinverletzung nie richtig verheilt. Zusätzlich verschlechtert sich seine Sehkraft immer mehr und schränkt ihn in seiner Mobilität und Unabhängigkeit weiter ein.
Nach seiner Ankunft im Libanon verringerte sich Khaleds Lebensstandard erheblich. Die Tage vergehen langsam, denn er kann nicht mehr viel unternehmen. Alle zwei Wochen macht er einen kurzen Abstecher zum Lebensmittelladen an der Ecke, um das Nötigste einzukaufen. Mit den Krücken auf dem unebenen Pflaster zu gehen ist keine einfache Sache. Seine Frau ist zur Ernährerin der Familie geworden. Während sie arbeiten geht, kümmert sich Khaled zu Hause um die Kinder.
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«Ich fühle mich gefangen, ohne stabiles Einkommen und ohne Aussicht auf einen Arbeitsplatz. Ich bin nicht in der Lage, meine Familie zu versorgen, wie ich es früher getan habe. Meine Sehkraft verschlechtert sich von Tag zu Tag, und ich kann mir keine Behandlung für mein Bein leisten. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich jeden Tag mit der Angst aufwache, das bisschen Unabhängigkeit zu verlieren, das mir noch geblieben ist. Die Winter sind lang und kalt und mein Körper leidet sehr darunter. Es ist ein Kampf, mich und meine Familie warm zu halten. Ich sehe meine Kinder heranwachsen, und ich kann nicht viel zu ihrer Zukunft beitragen. Wir können sie nicht richtig ernähren. Wir legen beiseite, was wir können, bis wir uns das Nötigste leisten können. Der Gedanke, dass sie nicht genug zu essen haben, hält mich nachts wach.
Trotz allem hat Khaled Träume. Er träumt davon, wieder ohne Schmerzen gehen zu können, das Gesicht seiner Tochter klar zu sehen, ein stabiles Einkommen zu haben, das seine Familie aus ihren ärmlichen Lebensverhältnissen herausführt. Er träumt von einem Leben, in dem seine Kinder ohne die Lasten von Konflikt und Gewalt aufwachsen können.
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Auf die Frage, ob er sich vorstellen kann, nach Syrien zurückzukehren, jetzt wo das alte Regime gefallen ist, schüttelt Khaled den Kopf. «Es gibt dort kein Zuhause, keine Arbeit, nichts mehr für uns», sagt er leise. «Der Konflikt hat uns unser Haus, unsere Sicherheit und unsere Hoffnung auf eine Zukunft an einem Ort genommen, den wir einst Heimat nannten. Im Moment kann ich mich nur an die Hoffnung klammern, dass das Leben hier, in dieser kleinen Garage, irgendwie heller werden kann. Ich tue das Beste, was ich kann, mit dem, was ich habe, und den Rest lege ich in Gottes Hände.»
Die Hilfe erfolgte auf kleine, sinnvolle Weise. Die vom UNHCR finanzierten und von Medair durchgeführten Massnahmen umfassten die Sanierung der Wohnung, um sie für Khaled bewohnbarer zu machen, sowie den Einbau von Handläufen, einer elektrischen Heizung für warmes Wasser und einer richtigen Duscharmatur. Ausserdem wurden die Wände mit Schaumstoffplatten verkleidet, um das Haus gegen Kälte zu isolieren. Zudem erhielt Khaled stabilere Krücken sowie ein Bettgestell und eine Matratze, die ihm das Hinlegen und Aufstehen erleichtern - ein kleiner Trost in ansonsten schwierigen Umständen.
Die Arbeit von Medair im Libanon wird durch Mittel des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), der Glückskette, der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (über Interaction-CH) sowie durch grosszügige private Spenderinnen und Spender ermöglicht.
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.
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