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Wasser in der Wüste

July 29, 2024
von Medair
Jemen
Ein Wasserprojekt verwandelt ein verlassenes Wüstendorf im Jemen in eine lebendige Gemeinschaft

Der seit nun acht Jahren andauernde Konflikt im Jemen hat die ohnehin schon schlimme Wasserkrise im Land weiter verschärft. Wichtige Infrastruktur ist zerstört worden, Wasserressourcen werden nicht richtig bewirtschaftet und zusätzlich hat das sich verändernde Klima zur Folge, dass Dürreperioden zu- und Niederschläge abnehmen. All dies hat den Jemen zu einem der wasserärmsten Länder der Welt gemacht. Für die Bevölkerung gestaltet sich in der Folge der Zugang zu sauberem Wasser und angemessenen Sanitärdienstleistungen äusserst schwierig.

Doch es gibt Hoffnung. Zum Beispiel im Dorf Kod Bihan im Distrikt Tuban im Gouvernement Lahj. Ein Wasserprojekt hat das verlassene Wüstendorf in eine lebendige Gemeinschaft verwandelt.  

Ein von Kamelen gezogener Karren mit leeren Wasserbehältern, die im Dorf Kod Bihan mit sauberem Wasser gefüllt werden.

Etwa 500 Menschen leben in Kod Bihan, hauptsächlich ältere Menschen und Kinder. Die Einwohner sind von der Landwirtschaft und der Pflege von Kamelen und Vieh als Einkommensquelle abhängig. Bevor Medair hier seinen Einsatz begann, war die Qualität des Wassers mangelhaft, zum Trinken ungeniessbar. Das Grundwasser war fast erschöpft und zusätzlich drang Meerwasser in das Grundwasser ein. Ein grosses Problem für die Bewohner, denn dies war die einzige Wasserquelle weit und breit.

Medair startete einen Hilfseinsatz in der Region, um die Wasserversorgung in Kod Bihan zu verbessern. Ein Team von WASH-Ingenieuren errichtete im Dorf eine Entsalzungs- und Wasserreinigungsanlage, die salzhaltiges Brunnenwasser in Trinkwasser umwandelt. Das gereinigte Wasser kann anschliessend von den Bewohnern von Wasserstellen geschöpft werden, die an die Anlage angeschlossen sind.

«Das Projekt wird die Gemeinde in gesundheitlicher und finanzieller Hinsicht entlasten. Früher litten die Menschen hier schwer an Nierenerkrankungen, und wir hoffen, dass auch Durchfallerkrankungen zurückgehen werden», erzählt WASH-Ingenieur Moataz.

Safia füllt ihren Kanister mit sauberem Trinkwasser an einer Quelle in der Nähe ihres Hauses, die an die neue Entsalzungslage des Dorfes angeschlossen ist.

Die 87-jährige Safia erzählt uns: «Früher war die Wasserbeschaffung für alle ein grosses Problem. Die Brunnen in unserem Dorf bestehen aus Salzwasser, und wir konnten es weder zur Bewässerung noch zum Trinken verwenden. Wir mussten Trinkwasser zu einem hohen Preis kaufen. Das war eine zusätzliche finanzielle Belastung.»
«Nach dem Konflikt hat sich die Wassersituation noch weiter verschlechtert, weil wir kein Wasser von ausserhalb des Dorfes kaufen konnten», fügt sie hinzu. «Wir waren gezwungen, in andere Gebiete umzuziehen, um Wasser zu finden. Viele junge Leute haben das Dorf verlassen, um in anderen Gegenden Arbeit zu suchen, und liessen die älteren Menschen und Kinder zurück.»

Safia betont, wie lang ersehnt die Hilfe von Medair war. «Wir alle hier waren sehr glücklich, als sie hörten, dass ein Entsalzungsprojekt geplant ist. Wir haben lange auf dieses Projekt gewartet.» Medair hat das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Kooperationsausschuss und der Gemeindeverwaltung durchgeführt.

Safia vor ihrem Haus mit einem gefüllten Wasserkanister für ihre Familie

«Dieses Projekt hat uns Wasser gebracht, und das ist eine grosse Erleichterung für uns. Jetzt haben wir genug Wasser zum Trinken und für die Bewässerung, und wir müssen nicht mehr das Dorf verlassen, um Wasser zu kaufen.» Da das Wasserholen oft Aufgabe der Frau ist, sind besonders die Frauen der Gemeinschaft stark entlastet worden. Die eingesparte Zeit erlaubt ihnen, sich mehr Zeit für ihre Familien und sonstigen Arbeiten nehmen zu können.

Das Projekt hat auch viele junge Menschen ermutigt, in das Dorf zurückzukehren, da sie hier nun wieder eine Zukunft sehen.

Zum Abschied sagt Safia: «Wir danken allen, die dieses Projekt ermöglicht haben. Ich hoffe, dass alle umliegenden Dörfer von einem ähnlichen Wasserprojekt profitieren können, damit auch ihr Leid gelindert wird. Ich bete dafür, dass sich Dinge in unserem Land ändern. Dass der Konflikt endet und meine Enkel und Enkelinnen unter besseren Bedingungen und bei besserer Gesundheit aufwachsen können.»

Vor dem Entsalzungsprojekt mussten viele Kinder weit laufen, um an entfernten Wasserstellen Wasser für ihre Familien zu holen. Jetzt können sie sauberes Trinkwasser direkt in ihrem Dorf schöpfen.

Die Entsalzungs- und Wasserreinigungsanlage, die das WASH-Team von Medair im Dorf Kod Bihan errichtet hat. Hier wird salzhaltiges Brunnenwasser in Trinkwasser umgewandelt.

Die Medair-Dienste im Jemen werden gefördert von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), World Vision, vom Yemen Humanitarian Fund - Yemen OCHA, vom Bureau for Humanitarian Assistance von USAID sowie von privaten Spenderinnen und Spendern.

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

July 29, 2024
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