5 Min. Lesedauer

Vom Traum zur Wirklichkeit: Ein Krankenhaus für Kinder in Charkiw

February 24, 2025
von Medair
Ukraine
Dank der Unterstützung von Medair kann Dr. Tatiana Prykhodko über 200 Kindern eine Gesundheitsversorgung in Charkiws neu instandgesetztem Kinderkrankenhaus Nr. 5 bieten und zeigt damit, dass Träume auch in schwierigsten Zeiten wahr werden können.

Träume geben uns etwas, wonach wir streben können - einen Grund zu hoffen und durchzuhalten, selbst wenn die Chancen unüberwindbar scheinen. Oft nehmen sie einen besonderen Platz in unseren Herzen ein und werden auf ganz unerwartete Weise wahr. 

Tatiana Prykhodko hatte einen Traum, den sie mit echter Hingabe verfolgte.  

Als Direktorin des Kinderkrankenhauses #5 in Charkiw leitet Tatiana ein engagiertes Team, das sich um mehr als 200 Kinder kümmert. Dies ist kein gewöhnliches Krankenhaus - es ist ein Langzeitpflegezentrum , das Kindern aller Altersgruppen mit unterschiedlichen medizinischen Problemen wichtige Unterstützung bietet. Für viele wird es zu einem vorübergehenden Zuhause, wobei der Aufenthalt je nach Bedarf bis zu sechs Monate dauert. Gemeinsam arbeiten Tatiana und ihre Mitarbeitenden unermüdlich daran, das Wohlbefinden und die Freude jedes Kindes in ihrer Obhut zu fördern.

Vor dem Kinderkrankenhaus Nr. 5 in Charkiw

Als 2022 der Konflikt ausbrach, weigerte sich das Kinderkrankenhaus Nr. 5 seine Türen zu schliessen. Trotz der grossen Gefahr für Personal und Patienten gleichermassen, blieb es ein Zufluchtsort für schwerkranke Kinder. Doch die Herausforderungen waren überwältigend. Zwei Jahre lang kämpften Tatiana und ihr Team darum, den Betrieb des Krankenhauses aufrechtzuerhalten. Angesichts der ständigen Ungewissheit mussten sie sich konstant neue Lösungen ausdenken. Aus dieser herausfordernden Zeit erwuchs Tatianas Traum: einen Ort zu schaffen, an dem Kinder auch inmitten von Krieg und Leid die Freuden eines normalen Lebens erfahren können.

In der Lobby des Krankenhauses sorgt der geschmückte Baum mit Geschenken für Weihnachtsstimmung

Eine der grössten Herausforderungen für Tatiana war die Sicherstellung der Wasserversorgung – lebenswichtig für jedes Krankenhaus. Stromausfälle, die seit Beginn des Konflikts häufig vorkommen, unterbrachen die Wasserversorgung des Gebäudes und gefährdeten die wichtige medizinische Versorgung. In ihrer Verzweiflung, den Betrieb aufrechtzuerhalten, ergriffen Tatiana und ihr Team teilweise drastische Massnahmen. Beispielsweise ersetzten sie Geschirr wie Tassen und Teller durch Einwegartikel, um Wasser zu sparen. Auch der Fahrer des Krankenhauses scheute keinen Mehraufwand: unzählige Male fuhr er zu seinem Haus, wo er über eine unabhängige Wasserquelle verfügte, und transportierte Kanister und Eimer zurück ins Krankenhaus. Doch trotz ihres Einfallsreichtums war die Situation unhaltbar - und Tatiana machte es sich zur Aufgabe, eine unabhängige Wasserquelle für das Krankenhaus zu sichern. 

Fast zwei Jahre lang klopfte sie an jede Tür, die sie finden konnte, und bat um Hilfe. Immer wieder erhielt sie die gleiche Antwort: Es sei unmöglich - vor allem mit dem begrenzten Budget des Krankenhauses. Selbst der Transport von Wasser, eine vorübergehende Lösung, wurde abgelehnt. Langsam gingen Tatiana die Ideen aus. Sie entschied sich, einen letzten Versuch zu unternehmen und wandte sich an einen Professor für Hydrologie. Zu ihrer Überraschung erklärte er sich bereit, die Gesundheitseinrichtung zu besuchen. Nachdem er sich ein Bild von der Lage gemacht hatte, gab er ihr folgenden Rat: «Wenden Sie sich an Medair.» Tatiana klammerte sich an die Hoffnung und tat genau das. Medair reagierte schnell und entsandte ein Team zur Lagebeurteilung, das im Anschluss direkt eine Lösung entwickelte. Das Team installierte ein Bohrloch und ein Wassersystem, das die Versorgung mit sauberem Wasser sicherstellte. Mit der Unterstützung von Medair kam Tatiana somit der Verwirklichung ihres Traums ein Stück näher.

Von Medair bereitgestellte und installierte Wasseranlage, die eine saubere, unabhängige Wasserquelle bietet.

Heute ist das Krankenhaus ein Zeichen der Hoffnung für Hunderte von Kindern. Es bietet nicht nur lebensrettende medizinische Versorgung, sondern auch persönlichen Schulunterricht, der den Kindern inmitten aussergewöhnlicher Herausforderungen ein Gefühl der Normalität vermittelt. Doch Tatiana hat noch einen weiteren Traum. Sie hofft, auf dem Gelände einen Gemüsegarten anzulegen. Er soll den jungen Patientinnen und Patienten die Freude ermöglichen, frische Produkte selbst anzubauen, zu ernten und sie dadurch gleichzeitig in ihren motorischen Fähigkeiten stärken. Schritt für Schritt und trotz aller Widrigkeiten setzt Tatiana ihren Traum in die Tat um und beweist, dass selbst in den dunkelsten Zeiten Hoffnung gedeihen kann. 

Dieses Projekt wurde von der Stiftung Indosuez finanziert und ist Teil eines umfassenderen Projekts, das von der Glückskette unterstützt wird. 
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar. 
February 24, 2025
Geschichten wie diese gefallen Ihnen?

Erhalten Sie die neuesten Geschichten per E-Mail.

Mit der Anmeldung erklären Sie sich mit unseren Datenschutzrichtlinien einverstanden.

Werden Sie Teil der Geschichte

Es gibt vielfältige Wege, sich zu engagieren und etwas zu bewirken. Ganz gleich für welchen Weg Sie sich entscheiden, Ihre Unterstützung trägt wesentlich dazu bei, Leben zu retten und Menschen in Not neue Hoffnung zu schenken.

Weitere Geschichten mit Wirkung

Hier finden Sie Berichte, Publikationen, Pressemitteilungen und Geschichten über unsere Einsätze weltweit.

Überleben trotz aller Widrigkeiten

Zwei Jahre hält der Konflikt im Sudan bereits an. Familien in Khartum haben kaum Zugang zu medizinischer Versorgung und können ihre Grundbedürfnissen nur schwer stillen. Medair unterstützt die Menschen mit kostenlosen Gesundheitsdiensten.

Würde wiederherstellen

Sauberes Wasser und sanitäre Anlagen helfen Gemeinschaften im sudanesischen Bundesstaat Blue Nile ihr Leben wiederaufzubauen

Wie bin ich in Madagaskar gelandet?

Als Lara Chevalley 2022 ihr Studium an der Hochschule für soziale Arbeit und Gesundheit in Lausanne abschloss, hätte sich die Schweizerin kaum vorstellen können, wo sie ihre Karriere einmal hinverschlagen würde.