Nicht mehr durstig zu Bett gehen müssen – wie Wasserzugang das Leben im Süden Madagaskars verändert
«Die vergangenen Monate waren furchtbar schwierig. Früher haben wir Wasser getrunken, um unsere leeren Mägen vor dem Schlafengehen zu füllen, aber es wurde noch schlimmer. Das Wasser wurde immer knapper und wir mussten auch durstig zu Bett gehen», sagt Zaferina, Mutter von 10 Kindern.
Im Süden Madagaskars hält die schwere Dürre schon zu lange an. Die Wasserquellen trocknen aus, was die Landwirtschaft erschwert und zu Nahrungsknappheit führt. Auch für den privaten Gebrauch ist das Wasser knapp und die Menschen haben Durst.
Bis vor kurzem verbrachten Zaferina und ihr Mann die meiste Zeit mit dem Suchen und Beschaffen von Wasser. Für sie und alle ihre Nachbarn blieb durch das Wasserholen keine Zeit mehr für andere Hausarbeiten.
Zaferina erzählt, dass sie zusammen mit ihrem Mann um vier Uhr morgens aufbrach, um Wasser aus einem fast ausgetrockneten Fluss zu schöpfen. «Es dauerte fünfeinhalb Stunden zu Fuss, bis wir an Wasser kamen. Auf dem Heimweg trug ich 15 Liter auf meinem Kopf, und mein Mann trug zwei Eimer. Aber das Wasser, das wir schöpften, reichte für unsere zwölfköpfige Familie nicht aus. Es war ein sehr mühsamer Alltag», schildert sie.
«Wir konnten auch nicht jeden Tag dorthin laufen, weil es sehr weit und anstrengend ist. Dann mussten wir zwei Tage lang mit 45 Litern Wasser auskommen. Das Wasser war nur zum Kochen und Trinken da. Um uns die Hände zu reinigen nahmen wir Erde. Und trotzdem gingen wir manchmal ins Bett und wachten mit trockenem Mund und Hals auf, weil kein Wasser mehr übrig war», fügt sie hinzu.
Zaferinas Leben änderte sich, als Medair in ihr Dorf kam. Nun füllt Medair fünfmal die Woche fünf Wasserstellen mit Wasserwägen auf und versorgt so mehrere Dörfer in der Region mit sauberem Trinkwasser.
«Eine der Wasserstellen von Medair ist nur wenige Meter vom Haus entfernt. Seitdem müssen wir uns nicht mehr so viele Sorgen um unsere Wasserversorgung machen. Das hat Eltern wie uns eine schwere Last von den Schultern genommen. Jetzt müssen wir uns immerhin nur noch Gedanken darüber machen, was unsere Kinder zu essen bekommen», erzählt Zaferina.
Neben der Bereitstellung von Wasser leistet Medair in den von der Dürre betroffenen Gebieten auch Aufklärungsarbeit zur Förderung der Hygiene, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten durch eine bessere Körper-, Haushalts- und Lebensmittelhygiene einzudämmen.
«Solch eine Unterstützung wie Medair sie leistet ist einmalig. Deshalb gibt sich die Gemeinschaft besonders viel Mühe, um sicherzustellen, dass die Wasserstellen gut gewartet werden. Wir haben ein Team von Beauftragten bestimmt, das sich um die Instandhaltung der Wasserstellen kümmert», fügt sie hinzu.
Zaferina ist eine von 8100 Menschen in 16 Dörfern, die von dem Projekt unterstützt werden. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels steht Medair kurz vor der Fertigstellung des 54 Quadratmeter fassenden Reservoirs und der 7,9 km langen Pipeline. Ziel des Projekts ist, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Dorfbewohner durch den Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser zu verbessern.
Diese Initiative wird von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Rotary International, IndoSuez, der Ernst Göhner Stiftung und der Agence de l’eau kofinanziert.