Leben nach dem Beben in Myanmar: Die Geschichte der Überlebenden Daw Soe Soe

Ihr zweieinhalbstöckiges Haus, durch das einst das Lachen ihrer sieben Kinder drang, stürzte durch das Erdbeben am 28. März 2025 ohne Vorwarnung ein. Für das Land war es das stärkste Erdbeben seit über einem Jahrhundert. Der Tag hatte wie jeder andere begonnen: Daw Soe Soe machte Frühstück für ihre Familie. Doch als die Erde zu beben und die Gebäude zu bröckeln begannen, packte sie die Angst - nicht um sich selbst, sondern um ihre Kinder.
«Ich sah mit eigenen Augen, wie etwa 17 Menschen verschüttet wurden. Es war eine Geburtstagsfeier, Kinder und Gäste waren da. Sie alle wurden von dem einstürzenden Haus begraben», erinnert sie sich unter Tränen. «In diesem Moment wurde mir klar, dass wir es nicht länger riskieren konnten, in unserem Haus zu bleiben. Ich rief meinem Sohn zu, er solle rauskommen - er schlief. Wir rannten zum Klostergelände.»
Daw Soe Soes Instinkt und ihr schnelles Handeln waren die Rettung ihrer Familie. Sie rief jedes ihrer Kinder und forderte sie auf, zu fliehen. Ihr 60-jähriger Ehemann alarmierte ihre schwangere Tochter, die nur zwei Tage später entbinden sollte. Sie entkamen mit nichts als ihrem Leben. Ihr Haus und ihr gesamtes Hab und Gut liessen sie zurück. «Wir konnten gerade noch entkommen, aber wir konnten nichts mitnehmen. Als wir auf die Strasse liefen, sahen wir noch mehr Menschen, die durch eingestürzte Gebäude verletzt waren und nicht ausgegraben werden konnten.»

Heute ist Daw Soe Soes Haus nur noch eine Ruine. Die Familie schläft in einem Kloster, leiht sich von einem freundlichen Mönch Matten und überlässt die Zelte denjenigen, die sie dringender benötigen als sie.
«Unser Essen kommt heute von Hilfslieferungen. Wir hätten nie gedacht, dass wir einmal auf die Spenden anderer angewiesen sein würden, um zu überleben. Wir müssen wieder bei Null anfangen.» Nicht mehr selbst kochen und über ihre Nahrung bestimmen zu können ist für die 53-Jährige besonders herausfordernd, weil sie an Diabetes und Bluthochdruck leidet.
«Wir haben die Zelte anderen Menschen überlassen, die nichts haben. Und wir leben in diesem Kloster», sagt sie. «Unsere Nachbarn haben uns ein paar ihrer Lebensmittelpakete abgegeben. Ich habe nichts davon gegessen - ich habe meine Kinder gefüttert.»
Die Geschichte von Daw Soe Soe ist eine von grossem Verlust, aber auch von Widerstandsfähigkeit. Vor dem Erdbeben arbeitete die siebenfache Mutter in verschiedenen Jobs, um ihre fünf Söhne und zwei Töchter durch die Schule zu bringen. Einige von ihnen fanden daraufhin Arbeit, und gemeinsam bauten sie ihr Haus - Stein für Stein, mit Liebe und Aufopferung. Jetzt gibt es keine Arbeit mehr und so fehlt auch das Geld, um die Schulden abzubezahlen. Doch die Familie ist vereint und erfährt die Unterstützung von Nachbarn und Spendern. Umgeben von Menschen, die sich kümmern, schöpfen sie neue Hoffnung.

Als Medair glauben wir, dass Hoffnung in der Gemeinschaft zu finden ist – in helfenden Händen, die sich einem entgegenstrecken, wenn alles verloren scheint. Der Mut von Daw Soe Soe und der Zusammenhalt ihrer Familie erinnern uns daran, dass wir selbst die dunkelsten Zeiten mit gemeinsamer Kraft überstehen können. Ihre Geschichte ist auch eine der Stärke, die aus dem Zusammenhalt von Familien, Nachbarn und Spendern erwächst und Tag um Tag für ein neues, hoffnungsvolleres Leben nach der Katastrophe arbeitet.
Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort in Myanmar helfen wir den am stärksten betroffenen Familien, ihre dringendsten Bedürfnissen zu erfüllen. Die Bargeld- und Gutscheinhilfe (Cash and Voucher Assistance, CVA) im humanitären Sektor ist eine Form der Hilfe, bei der die von einer Krise betroffenen Menschen mit Bargeld oder Gutscheinen statt mit Waren versorgt werden. Dieser Ansatz ermöglicht es den Betroffenen, ihre spezifischen Bedürfnisse - wie Nahrungsmittel, Medikamente oder Unterkünfte - selbstständig zu befriedigen und bewahrt auf diese Weise ihre Würde. Auch psychologische Erste Hilfe bieten wir an, um die Menschen nach einem so einschneidenden Ereignis wie einem Erdbeben bei der Traumabewältigung zu unterstützen. Unser Ziel ist es, sowohl auf die physischen als auch die psychischen Bedürfnisse der am stärksten betroffenen Gemeinschaften zu reagieren.
Daw Soe Soes Weg ist noch lange nicht zu Ende, aber sie ist nicht allein.
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Mit Ihrer Unterstützung können wir unsere lebensrettenden Massnahmen in Myanmar ausweiten. Gemeinsam können wir Familien in Not Hoffnung und eine bessere Zukunft bringen. In Zusammenarbeit mit einer lokalen Partnerorganisation hat Medair in Myanmar bereits 2639 Haushalte unterstützt und damit rund 11 083 Menschen erreicht.
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Dieser Artikel wurde mit Hilfe von Ressourcen erstellt, die von der niederländischen NGO ZOA in Zusammenarbeit mit Integral Alliance gesammelt wurden. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.
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