Hunger im Sudan: Medair an der Seite der betroffenen Menschen

Ein Land am Rande einer Hungersnot

Der Ausschuss für die Überprüfung der Hungersnot (Famine Review Committee - FRC) im Rahmen der integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphasen (Integrated Food Security Phase Classification - IPC) ist zu dem Schluss gekommen, dass in Teilen des Sudan Hungersnot herrscht. Gebiete werden als "IPC-Phase 5" (Hungersnot) eingestuft, wenn mindestens einer von fünf (oder 20%) der Menschen oder Haushalte unter extremer Nahrungsmittelknappheit leiden und von Hunger und Entbehrungen bedroht sind, was zu einem extrem kritischen Grad an akuter Unterernährung und Tod führt.

Die FRC stellt fest, dass weitere Gebiete im Sudan von einer Hungersnot bedroht sind, solange der Konflikt und der eingeschränkte Zugang für humanitäre Hilfe andauern.

Nach Jahren anhaltender Krise brach im Sudan Mitte April 2023 ein Konflikt von alarmierendem Ausmass aus, als zunächst in der Hauptstadt Khartum heftige Kämpfe zwischen zwei rivalisierenden Militärgruppen ausbrachen, die sich jedoch schnell auf andere Teile des Landes ausweiteten. Die derzeitige Welle der Gewalt und Unsicherheit hat zu hohen Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung, umfangreichen Schäden an kritischer Infrastruktur und Einrichtungen sowie zu massiven Vertreibungen geführt. Der Sudan ist derzeit mit der grössten Binnenvertriebenenkrise der Welt und der grössten Vertreibung von Kindern weltweit konfrontiert.

Die UN-Organisation IOM berichtete im Februar 2025, dass mehr als 11,5 Millionen Menschen im Sudan innerhalb des Landes vertrieben wurden. Mehr als 8,8 Millionen von ihnen wurden seit April 2023 durch Kämpfe vertrieben. Weitere 3,5 Millionen Menschen haben die Grenzen überquert und in anderen Ländern Zuflucht gesucht. Mehr als die Hälfte (53 %) der Binnenflüchtlinge sind Berichten zufolge Kinder unter 18 Jahren.

Heute ist der Sudan mit der schlimmsten akuten Ernährungsunsicherheit konfrontiert, die jemals in diesem Land verzeichnet wurde. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (25,6 Millionen Menschen) ist in einer Krisensituation oder schlimmer. In 14 Regionen des Landes droht eine Hungersnot. Besonders kritisch ist die Lage für die Menschen, die in Gebieten leben, die von direkten Konflikten und/oder Unsicherheit betroffen sind. Der Bedarf an humanitärer Nahrungsmittelhilfe ist dramatisch angestiegen.

Der Konflikt ist nicht die einzige Ursache für die Ernährungskrise im Sudan. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Dürren, die mit der Trocken- und Regenzeit zusammenfallen, verschärfen die Not im Sudan erheblich.

Leben retten durch mitfühlende Hilfe

Khartum und der Bundesstaat Blue Nile sind zwei der Gebiete, in denen das engagierte Team von Medair den von der Krise betroffenen und bedürftigen Menschen im Sudan Gesundheits- und Ernährungshilfe leistet. Angesichts der überwältigenden Not und der unsicheren Lage in der schlimmsten humanitären Krise der Welt setzt sich unser Team auch unter den schwierigsten Bedingungen ein. Wir wissen, dass jedes einzelne gerettete Leben eine grosse Wirkung hat und es wert ist, dass wir uns besonders engagieren, auch wenn die Zahl der Notleidenden enorm ist. Manchmal sind es die einfachsten Dinge, die Menschen in einer Ernährungskrise Veränderung und Hoffnung bringen. Die Gesundheits- und Ernährungskliniken von Medair bringen Linderung, insbesondere für die Schwächsten: Mütter und Kinder. Unsere Ernährungsberatung umfasst folgende Leistungen:  

Untersuchungen auf Unterernährung

Eine einfache Messung des mittleren Oberarmumfangs kann einen grossen Unterschied ausmachen. Unterernährung ist oft eine stille Krankheit, vor allem in ihren frühen Stadien. Durch Vorsorgeuntersuchungen können gefährdete Kinder und Erwachsene identifiziert werden, bevor ihr Zustand lebensbedrohlich wird. Gemeinschaftsbasierte Vorsorgeuntersuchungen bringen die Dienste näher an die Bevölkerung und stellen sicher, dass die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen erreicht werden. Die frühzeitige Erkennung von Unterernährung ermöglicht eine rechtzeitige Behandlung und beugt Komplikationen wie Infektionen, Entwicklungsverzögerungen und schwerer Auszehrung vor. Dies erhöht die Genesungs- und Überlebenschancen erheblich. Die Vorsorgeuntersuchungen werden oft von Aufklärungsmassnahmen begleitet, damit Familien Warnzeichen erkennen und Hilfe suchen können.  

Säuglings- und Kleinkindernährung (Infant and Young Child Feeding - IYCF)

IYCF bezeichnet eine Reihe von Massnahmen zur Förderung einer optimalen Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern, insbesondere in den ersten 1.000 kritischen Lebenstagen. Die wichtigsten Komponenten von IYCF sind das sofortige Stillen nach der Geburt, das ausschliessliche Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten und eine rechtzeitige, ausreichende, sichere und angemessene Beikostzufuhr im Alter von sechs Monaten bei gleichzeitiger Fortsetzung des Stillens bis zum Alter von mindestens zwei Jahren. Es ist auch wichtig, dass Mütter während der Schwangerschaft und Stillzeit ausreichend ernährt sind, um ihre Gesundheit und die Entwicklung ihres Kindes zu unterstützen. Optimale Ernährungspraktiken verbessern die Gehirnentwicklung und legen den Grundstein für besseres Lernen und höhere Produktivität im späteren Leben. Durch Aufklärung über IYCF erhalten Mütter das nötige Wissen, um ihre Kinder zu versorgen. Mit der Förderung von IYCF stellt Medair sicher, dass Kinder selbst unter schwierigsten Umständen den bestmöglichen Start ins Leben haben, wodurch gesündere Familien und stärkere, widerstandsfähigere Gemeinschaften entstehen.

Ambulantes Therapeutisches Programm (Outpatient Therapeutic Program - OTP)

OTPs sind ein gemeindebasierter Behandlungsansatz, den wir bei Kindern anwenden, die an schwerer akuter Unterernährung (Severe Acute Malnutrition - SAM) ohne medizinische Komplikationen leiden. OTPs ermöglichen es den Kindern, zu Hause behandelt zu werden, während sie in unseren Kliniken lebensrettende therapeutische Nahrung und regelmässige Nachsorge erhalten. Wir stellen gebrauchsfertige therapeutische Nahrung (Ready-to-Use Therapeutic Food - RUTF) zur Verfügung, die energiereich und nährstoffreich ist und zu Hause leicht verabreicht werden kann. Dieser Ansatz entlastet die Familien, da längere Krankenhaus- oder Klinikbesuche entfallen. OTPs ermöglichen unterernährten Kindern eine schnelle Genesung, während sie bei ihren Familien bleiben können, was ihr emotionales Wohlbefinden fördert. Die ambulante Behandlung von Kindern entlastet die Gesundheitseinrichtungen und ermöglicht eine effiziente Nutzung der Ressourcen. Familien in abgelegenen oder von Konflikten betroffenen Gebieten können lebensrettende Versorgung erhalten, ohne weit von ihren Wohnorten entfernt reisen zu müssen.

Gezieltes Ergänzungsfuttermittelprogramm (Targeted Supplementary Feeding Program - TFSP)

TFSP ist ein Präventionsprogramm für Kinder mit mittelschwerer akuter Unterernährung (Moderate Acute Malnutrition - MAM) und gefährdete Gruppen wie schwangere und stillende Mütter. Wir versorgen die Patienten mit Zusatznahrung wie angereichertem Brei oder gebrauchsfertiger Zusatznahrung (RUSF), um Ernährungslücken zu schliessen und zu verhindern, dass sich der Zustand zu schwerer Mangelernährung verschlimmert. Schwangere und stillende Frauen erhalten wichtige Nährstoffe, um eine gesündere Schwangerschaft und bessere Entwicklungsbedingungen für ihre Kinder zu ermöglichen. Gezielte Ernährungsmassnahmen für gefährdete Bevölkerungsgruppen tragen zu einer gesünderen Gesellschaft bei und verringern die langfristigen Gesundheitsrisiken, die mit Unterernährung verbunden sind.

OTP behandelt schwere Fälle von Unterernährung und hilft Kindern, sich schnell zu erholen und wieder gesund zu werden. TFSP verhindert, dass moderate Unterernährung zu schwerer Unterernährung wird, und schafft so ein Sicherheitsnetz für gefährdete Gruppen. Zusammen bilden diese Programme ein kontinuierliches Versorgungskonzept, das sowohl den unmittelbaren als auch den langfristigen Ernährungsbedarf in Krisengebieten deckt. Kinder genesen, wachsen und entwickeln sich, Mütter kommen wieder zu Kräften, und Familien schöpfen Hoffnung auf eine gesündere Zukunft. Der Zugang zu diesen Programmen hilft Familien, künftige Krisen zu bewältigen, indem unmittelbare Bedürfnisse gedeckt und die Ernährung langfristig verbessert werden. Wenn Mangelernährung bekämpft wird, profitieren ganze Gemeinschaften, da gesündere Menschen zum Wiederaufbau und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit beitragen können.

Treffen Sie Ibrahim

In einer unserer Ernährungskliniken haben wir den 9 Monate alten Ibrahim* behandelt. Seine Mutter Boshra* brachte ihn zur Behandlung, nachdem er immer kränker und dünner geworden war und Nachbarn ihr von den kostenlosen Angeboten von Medair in der Nähe erzählt hatten. „Von meinem Zuhause bis zu Ihrer Klinik waren es nur zehn Minuten zu Fuss“, sagte die 20-jährige Mutter.

Ibrahim wurde als schwer akut unterernährt eingestuft und sofort in das OTP-Programm von Medair aufgenommen. Seit einigen Wochen erhält er nun therapeutische Ernährung. Heute ist er wieder gesund, und seine Mutter hat neue Hoffnung geschöpft und sogar begonnen, von der Zukunft zu träumen:

„Ich hoffe, dass er eines Tages Arzt wird, um mich, meine Familie und andere unterernährte Kinder wie ihn zu behandeln“, sagt Boshra.

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Schauen Sie nicht weg

In diesem Jahr werden 30,4 Millionen Sudanesen humanitäre Hilfe benötigen. Aber nur 20,9 Millionen Menschen können von den humanitären Hilfsorganisationen erreicht werden. Damit bleibt fast jeder dritte bedürftige Mensch im Land ohne Zugang zu Hilfsleistungen. Der Internationale Humanitäre Hilfsplan für den Sudan für 2024 wies Ende letzten Jahres eine Finanzierungslücke von 877 Millionen US-Dollar auf.  

Dies zeigt, dass jeder noch so kleine Beitrag eine grosse Wirkung hat. Mit Ihrer Hilfe gibt es Hoffnung. Ihre Unterstützung kann heute das Leben einer Familie verändern.

Mit einer Spende von nur 50 US-Dollar können Sie das Leben eines schwer unterernährten Kindes retten, die Behandlung finanzieren und einer bedürftigen Familie neue Hoffnung geben.**

In den letzten zwei Jahren hat das Medair-Team mehr als 30 000 Menschen mit Ernährungshilfe versorgt. Jede Spende unterstützt diese lebensrettende Arbeit und hilft sudanesischen Familien, nicht nur zu überleben, sondern auch zu einer besseren Zukunft aufzublicken.

Mit Ihrer Spende werden Sie Teil unserer globalen Gemeinschaft, die Menschen in Not Mitgefühl, Würde und Hoffnung schenkt. Gemeinsam können wir die Geschichte des Hungers im Sudan neu schreiben.  

[Jetzt spenden]

*Die Namen wurden aus Sicherheitsgründen geändert.

** Eine Packung therapeutische Nahrung enthält 149 Beutel mit 92 g pro Packung und kostet 51 USD. Eine Packung reicht für die Behandlung von zwei bis drei Monaten, und eine Packung wird benötigt, um ein schwer unterernährtes Kind zu behandeln. Unser Team im Sudan hat sich zum Ziel gesetzt, pro Jahr etwa 2.500 schwer akut unterernährte Kinder unter fünf Jahren zu behandeln.  

Dieser Inhalt wurde mit Ressourcen erstellt, die von Medair-Mitarbeitern vor Ort und am Hauptsitz gesammelt wurden. Die hierin geäusserten Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und dürfen in keiner Weise als offizielle Meinung einer anderen Organisation verstanden werden.

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