Afghanistan: Zwei Jahre Krise und Resilienz
Über 28 Millionen Menschen benötigen humanitäre Unterstützung
Laut dem «Revised Humanitarian Response Plan» des OCHA benötigen in Afghanistan im Jahr 2023 mehr als 28 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, was einem Anstieg von fast 10 Millionen Menschen seit 2021 entspricht. 6,4 Millionen davon sind Frauen, 15,2 Millionen Kinder. Aufgrund drei aufeinanderfolgender Dürrejahre haben 30 der 34 Provinzen mit einer stark unzureichenden Wasserqualität zu kämpfen, was bedeutet, dass rund 21 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen benötigen.
Die Ursachen der Lage sind vielfältig: eine Wirtschaftskrise, anhaltende Dürre, Armut, Konfliktfolgen, hohe Arbeitslosigkeit und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Die Klimakrise führt unter anderem auch dazu, dass wiederkehrende Phänomene wie Dürren und Überschwemmungen häufiger und extremer auftreten.
Gleichzeitig haben viele Geber ihre Finanzierung aufgrund politischer und sicherheitspolitischer Bedenken reduziert oder ausgesetzt. Der Plan für die humanitäre Hilfe in Afghanistan des OCHA ist laut Stand August 2023 nur zu 23 Prozent finanziert.
Ein Hoffnungsschimmer für die lokale Bevölkerung
Aufgrund der obengenannten Faktoren haben sich viele internationale Organisationen aus Afghanistan zurückgezogen. Medair ist jedoch nach wie vor im Land, um weiterhin Dienstleistungen für diejenigen anzubieten, die sie am dringendsten benötigen, ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, oder politischen oder religiösen Überzeugung.
Ein Mitarbeiter von Medair in Afghanistan erklärt: «Wir sind seit 1996 in Afghanistan tätig, als die Taliban noch de facto herrschten. Unsere anhaltende Präsenz ist ein Zeichen der Hoffnung für die Menschen vor Ort, dass wir sie nicht aufgeben. Und in der Tat haben wir trotz der Herausforderungen das Leben vieler Menschen verbessert.»
2022 konnte Medair über 234 000 Menschen mit direkter Unterstützung erreichen, unter anderem mittels folgender Massnahmen:
- Betrieb von 47 mobilen Kliniken und Unterstützung von drei Gesundheitseinrichtungen
- Behandlung von über 29 000 Menschen mit akuter Unterernährung
- Bereitstellung von Bargeldhilfe für 16 000 Haushalte zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse
- Bau oder Instandsetzung von Wasserstellen und Latrinen für 9000 Haushalte
Die Unterstützung durch Medair kann Leben verändern, sowie etwa das von Mohammad, einem vierfachen Vater aus dem Süden Afghanistans: «Früher mussten wir stundenlang laufen, um Wasser aus einem schmutzigen Brunnen zu holen. Jetzt haben wir dank Medair einen Wassertank in der Nähe unseres Dorfes, und wir können uns regelmässig die Hände und das Gesicht waschen. Unsere Gesundheit hat sich verbessert und wir fühlen uns wieder wie Menschen.»
Eine Aufstockung der Fördermittel ist dringend erforderlich
Medair erhofft sich, dass die internationale Gemeinschaft mit adäquater Finanzierung auf die humanitäre in Afghanistan reagiert. «Als bedarfsorientierte Organisation ist die Aufrechterhaltung unserer Hilfsprogramme für die Begünstigten eine Frage von Leben und Tod», schliesst ein Mitarbeitender von Medair. «Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, Afghanistan nicht zu vergessen und die Finanzierung der humanitären Hilfe in dem Land fortzusetzen.»
Medair arbeitet eng mit den Gemeinschaften vor Ort zusammen, um sicherzustellen, dass die Programme kulturell angemessen sind und unterversorgte Bevölkerungsgruppen erreichen.
Afghanistan Humanitarian Needs and Planned Response 2023 [EN/Dari/PS] – Afghanistan | ReliefWeb
Afghanistan Humanitarian Needs Overview 2023 | Food Security Cluster (fscluster.org)
Afghanistan Humanitarian Needs and Planned Response 2023 [EN/Dari/PS] – Afghanistan | ReliefWeb
Afghanistan Humanitarian Response Plan 2023 (March 2023) – Afghanistan | ReliefWeb
Jahresbericht 2022
Afghanistan 6 Monate später: Die humanitäre Lage verschlechtert sich